Besuch der Feuerwehr Girlan in Südtirol


Am Wochenende vom 01. bis 03. September besuchte eine Abordnung der Feuerwehr Winnweiler die Feuerwehr Girlan in Südtirol.
Der Kontakt zu der Feuerwehr Girlan war über den Südtiroler Feuerwehrverband zustande gekommen und hatte neben dem kulturellen Austausch auch den Erfahrungs- und Erkenntnisaustausch im Feuerwehrwesen zum Ziel.

Nach einem Rundgang durch den historischen Ortskern am Freitagabend wurde am nächsten Tag das Feuerwehrhaus besichtigt. Neben angenehmen Gesprächen waren durchaus auch interessante Erkenntnisse zu Techniken und Taktiken der Südtiroler Feuerwehren zu verbuchen.

So war beispielsweise ein Pick-Up mit einem modularem Wechselcontainersystem sehr interessant, da dieses sich hervorragend für einen flexiblen Einsatz in schwierigem Gelände eignet und durch auf Rollen gelagerte Wechselcontainer einen schnellen und vielseitigen Einsatz ermöglichen.
Ein Unterschied zu der gängigen Einsatztaktik in Deutschland, von einigen Ausnahmen abgesehen, ist dass die Südtiroler Feuerwehren grundsätzlich im Innenangriff mit einem 3er-Atemschutztrupp vorgehen und auch bei der Gebäudebrandbekämpfung meist Schnellangriffseinrichtungen mit einem 50 m- Hochdruckschlauch (16 bar-Technologie) nutzen. Dies hat einen sehr schlagkräftigen und schnellen Trupp zur Folge, der darüber hinaus auch auf Eigennotlagen, wie bspw. einen durch Kreislaufkollaps bewusstlosen Kameraden, sehr gut reagieren kann. Der Nachteil gegenüber dem in Deutschland üblichen Zweimann-System ist der erhöhte Personalbedarf.
Die Feuerwehr Girlan zeigt sich mit einem TLF 2000 (mit Gruppenkabine und umfassender löschtechnischer Beladung, u.a. auch 2 x 50 m-Schnellangriffseinrichtung, Belüftungsgerät, usw. – daher nicht mit dem deutschen TLF 2000, welches einen deutlich geringeren Einsatzwert hat, vergleichbar), einem Pick-Up, einen Vorausrüstwagen und einem geländegängigen Kommandowagen durchaus für den 2 000 Einwohner umfassende Ort als sehr gut ausgestattet. Bemerkenswert ist auch die Mitgliederzahl von gut 70 Einsatzkräften, was von einer sehr hohen Verwurzelung der Feuerwehr im Ortsgeschehen spricht. Die Situation zeigte sich in diesbezüglich in den umliegenden Ortschaften ähnlich.
Grundsätzlich zeigt der Besuch wieder einmal, dass ein Blick über den Tellerrand hinaus immer neue Impulse bringt und es sicher gut wäre, dass die eigenen Standards auch öfters durch diese überdacht werden. 

Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch, dass Südtirol die einzige Region in Italien ist, welche aufgrund der ehemaligen traditionellen Zugehörigkeit zu Österreich über Freiwillige Feuerwehren verfügt. Dies ist eine von vielen Besonderheiten der autonomen Region, in der auch Deutsch noch eine offizielle Amtssprache ist.
Wartet man im ländlichen Bereich in anderen Regionen des meist zentralistisch organisierten Italiens mitunter eine halbe Stunde oder länger auf die Feuerwehr, so kommt in Südtirol in deutlich schnellerer Zeit, meist unter 10 Minuten, Hilfe. Dies lässt eher den Vergleich mit dem engmaschigen, hauptsächlich auf Ehrenamtlichkeit beruhenden System, in Deutschland zu.
Auch die verwendete Technik orientiert sich in Südtirol an der des deutschsprachigen Europas, so dass hier viele Gemeinsamkeiten erkannt wurden.

Nach dem Besuch des Feuerwehrhauses erfolgte noch ein kurzer Ausflug in die schöne Umgebung von Girlan und der Tag wurde im Anschluss bei einem Dorffest ausklingen gelassen. Am Folgetag erfolgte dann die Heimreise.