H 149 – Katastrophenschutzeinsatz in Dernau an der Ahr


Einsatz-Nummer:H 149
Datum:17.07.2021
Alarmierung:11:00
Einsatzende:25.07. 20:45
Einsatz-Stichwort:Katastrophenschutzeinsatz

Mit schwerem Räumgerät (Radlader der Firma Schäfer aus Wartenberg-Rohrbach, Tieflader, Traktor mit Räumschaufel) und einem Feuerwehr-Fahrzeug (MTF) fuhr eine Einheit der FW VG Winnweiler mit 4 Einsatzkräften zur Unterstützung eines Einsatzverbandes des Donnersbergkreises – geführt von der VG Göllheim – nach Dernau, nahe Ahrweiler.
Dort waren zu diesem Zeitpunkt auch Kräfte der VG Eisenberg, Kirchheimbolanden und der VG Nordpfälzer-Land im Einsatz.
Der Ort war durch eine ca. 8 m hohe Flutwelle komplett zerstört und hatte mehrere Tote zu beklagen.

Die Räumeinheit räumte die Zufahrts- und Hauptdurchfahrtsstraße zu dem Ort und führte weitere Räumarbeiten durch.

Die Arbeiten wurden am Folgetag fortgesetzt. Das Wechselladerfahrzeug (WLF) rückte zwecks weiterer logistischer Unterstützung nach.

Die Einheiten aus dem Donnersbergkreis lösten sich in entsprechenden Abständen ab.
In den Morgenstunden des 18.07. trafen auch Einheiten der Bundeswehr und des THW ein, welche als Auftrag die Wiederherstellung einer grundlegenden Infrastruktur hatten.  U.a. wurde der Bau einer Behelfsbrücke angegangen und durch Pionierkräfte ein Fährdienst eingerichtet. Der Führungsdienst des Donnersbergkreises war ab diesem Zeitpunkt an der Einsatzstelle.

Zahlreiche Bau- und Transportunternehmen waren im Einsatz. Ab dem Abend des 18.07. Unterstützten zwei, von Feuerwehrangehörigen der VG Winnweiler besetzte, LKW der Fa. Becker die Abfuhr der Trümmer. Ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) der Feuerwehr Sippersfeld fuhr Werkzeug und Material zum Einsatzort.

Die Aufräumarbeiten wurden  am 19.07.2021 unvermindert fortgesetzt. Das Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Steinbach a.D. (TLF 8/15)  wurde von der vorherigen Aufgabe (sieh H 150) abgezogen und unterstützte fortan auch in diesem Abschnitt.
Der Gefahrstoffzug des Donnersbergkreises begann mit dem Abpumpen von größeren Ölmengen. Darüber hinaus wurde er zur Messung von Gaskonzentrationen bspw. bei geborstenen Gasleitung oder zerstörten Gastanks usw. eingesetzt.

Als sehr negativ ist zu benennen, dass in den Nachstunden Einsatzgerät nicht unbeaufsichtigt im Einsatzgebiet belassen werden konnte, da es dort zu Plünderungen kam.
Von Fahrzeugen des Donnersbergkreises wurden Gerätschaften entwendet.
Auch waren die An- und Abfahrt von Einsatzfahrzeugen sowie Räumfahrzeugen über die noch freien Zufahrtsstraßen durch zahlreiche Privat-PKW behindert, die direkt bis in den schwer zugänglichen Ort fahren wollten.
Die Koordination zahlreicher privaten Hilfswilligen gestaltete sich als sehr schwierig. Die örtlich vorhandenen Führungsstrukturen waren damit überlastet.
Dennoch war die allgemeine Hilfsbereitschaft ein wesentlicher Faktor, welcher überhaupt erst eine Bewältigung der Schäden in einer absehbaren Zeitspanne in Aussicht stellte.

Am 20.07. wurde ein weiterer Einsatzunterabschnitt in dem Nachbarort Marienthal eröffnet. Der Ort war über Tage von der Außenwelt abgeschnitten. Erst Bergepanzer der Bundeswehr konnten die Zufahrt räumen, nachdem ein Erkundungsteam des Landes Baden-Württemberg, bestehend aus Berufsfeuerwehrangehörigen aus Stuttgart und Reutlingen, vor Ort war. Dort wurden Brand- und Katastrophenschutzeinheiten aus dem Donnersbergkreis eingesetzt, im Schwerpunkt aus der VG Kibo. Das TLF 8 Steinbach wurde ebenfalls in diesen Bereich verlegt.
Am Abend trat die Räumgruppe aus Winnweiler (Wechselladerfahrzeug, Traktor, Radlader, Kettenbagger) nach 4 Tagen Einsatz den Rückweg an.
Sie hatte als einer der ersten Einheiten in dem Ort für die Befahrbarkeit der Straßen gesorgt hatte und im weiteren Verlauf umfassende Räumarbeiten durchgeführt.
Sowohl Räum- wie Transportfähigkeiten waren jedoch nun von anderen Stellen in ausreichender Zahl vorhanden.

Am 21.07. wurde die Arbeiten soweit fortgesetzt. Im Schwerpunkt gingen diese in allgemeine humanitäre Hilfe (Aufräumarbeiten, Unterstützung der örtlichen Bevölkerung, …) über.
Viele Menschen, auch freiwillige zivile Helfer, waren am Ende ihrer Kräfte und sahen sich mit menschlichem Leid in extremen Ausmaß konfrontiert.
Daher waren sowohl für die betroffenen Bürger, wie auch für Helfer viele Seelsorgerteams im Einsatz.

Am 22.07. fuhren aus der VG Winnweiler die Feuerwehren Lohnsfeld und Sippersfeld mit einer Mannschaft (9 Einsatzkräfte) zusammen mit dem Zug Göllheim und Kirchheimbolanden nach Dernau. Dort wurde weiterhin beim Ausräumen von verschlammten Hausrat und ähnlichem, geholfen. Das TLF 8 Steinbach wurde aus dem Nachbarort Marienthal ebenfalls nach Dernau verlegt und unterstützte beim Auspumpen von Kellern. Da der Schlamm schon stark verfestigt war, musst mit Wasser dieser wieder gangbar für die Pumpen gemacht werden. Die Kräfte des Donnersbergkreises (2 Löschzüge mit 2 TLF, 1 Gefahrstoffzug – insgesamt 19 Fahrzeuge mit 68 Einsatzkräften aus allen Verbandsgemeinden des Donnersbergkreises) wurden unter einer eigenen Unterabschnittsleitung (Führungsstaffel) zusammengefasst. Dadurch wurde die Führung für diese verbessert und die übergeordnete Führung entlastet. Der Führungsdienst des Donnersbergkreises übernahm die Unterabschnittsleitung. Im Unterabschnitt konnte sich engmaschig mit THW, dem Sanitätsdienst und der Bundeswehr abgestimmt werden. Die Bundeswehr liefert von diesem Tag an fortlaufend 18 000 l Diesel in einem Tankfahrzeug pro Tag. Der Gefahrstoffzug pumpte Öl aus havarierten Tanks ab und sicherte unbekannte Chemikalien.
Für die freiwilligen Helfer aus der Bevölkerung wurden Handzettel verteilt und ausgehangen, welche Informationen und Verhaltenshinweise enthielten. Die Abschnittsleitung werde bzgl. der Koordination der Hilfskräfte unterstützt.

Am 23.07. fuhren aus der VG Winnweiler die Feuerwehren Börrstadt und Winnweiler (14 Einsatzkräfte) ins Einsatzgebiet. Die Feuerwehren Lohnsfeld und Steinbach setzten ihren Einsatz fort.

Am 24.07. tauschten Angehörige der Feuerwehr VG Winnweiler, im Schwerpunkt aus Gonbach und Winnweiler, Personal des Gefahrstoffzuges aus. Der Einsatz der Feuerwehr verlegte sich zunehmend auf diesen Bereich, da die Straßen weitestgehend geräumt und die Gebäude, sofern möglich, zunehmend von Schlamm und Unrat befreit waren. Die Besatzung des TLF Steinbach unterstützte weiterhin bei den Arbeiten.

Am 25.07 wurde der Einsatz fortgesetzt. Die Feuerwehr Steinbach trat am Ende des Tages, mit Kräfte der VG Göllheim, den Rückweg an. Die ausstehenden Arbeiten wurden an Ablösekräfte aus anderen Kreisen übergeben.
Im weiteren Verlauf beteiligen sich Einsatzkräfte aus der VG Winnweiler bei der Fortführung des Gefahrstoffzugeinsatzes und der Besetzung von Abschnittsleitungen in Stäben.

Insgesamt waren bei dem Einsatz, welcher über eine Woche ging und dem die Einsätze im Landkreis Trier-Saarburg und Trier vorausgingen, nahezu alle Feuerwehren der VG Winnweiler involviert. Auch im rückwärtigen Bereich war eine Vielzahl an organisatorischen Maßnahmen abzuwickeln.
Der Einsatz war für die Kräfte physisch und psychisch sehr fordernd.
Es gilt nun, in allen Richtungen, die Ereignisse aufzuarbeiten und Lehren für die Zukunft daraus zu ziehen.